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Ziegeldecke

Moderne Ziegeldecken bestehen zum überwiegenden Teil aus gebranntem Ton, im Verbund mit Stahl und Beton, in Sonderfällen auch mit Holz. Sie ermöglichen ein homogenes Bauwerk mit Ziegeln in Wand und Decke mit hervorragenden bautechnischen, bauphysikalischen und baubiologischen Eigenschaften. Hinsichtlich ihrer Herstellung können sie den Teilmontagedecken zugeordnet werden.

Entwicklungsgeschichte und Anwendungsvorteile

Ziegelgewölbe sind seit Jahrtausenden bekannt. Seit mehr als 100 Jahren gibt es aber auch sehr gute Erfahrungen mit dem Bausystem der ebenen Ziegeldecke. Auslöser für die Verbreitung in Europa war die industrielle Produktion von Deckenhohlziegeln in Nordamerika, nachdem in den 1870er Jahren viele amerikanische Städte wegen der verbreiteten Holzbauweise nahezu vollkommen niederbrannten.

Deckensysteme

Ziegeldecken sind einachsig gespannte Deckensysteme, das heißt, die Deckenstreifen über den Gitterträgern wirken wie ein gelenkig gelagerter Einfeldträger und übertragen die Auflasten auf die tragenden Wände des Gebäudes. Das einfache modulare System aus – in der Regel vorgespannten – Trägern und Einhängeziegeln ermöglicht einen einfachen Transport der Deckenträger (hochkant transportiert) auch an schwer zu erreichende Baustellen im Bestand. Die Porosität des Ziegels ergibt einen innigen Haftverbund mit dem Beton der Tragkonstruktion.

Die Ziegeldecke benötigt, wie jede ebene Decke, tragende Elemente, die in der Lage sind, Zugund Druckkräfte aufzunehmen. Für die Ausbildung der Tragkonstruktionen von Ziegeldecken gibt es mehrere Möglichkeiten. Das Hauptelement bilden die Ziegel, die mit der Tragkonstruktion in Verbindung stehen und einen Teil der entstehenden Kräfte aufnehmen können. Je nach Art und Gestalt der Deckenziegel können diese als statisch mitwirkend oder statisch nicht mitwirkend ausgebildet sein. Damit bringen die Ziegelkörper die Festigkeit des gebrannten Ziegelmaterials mit in die Gesamtkonstruktion ein. Diese Festigkeit ermöglicht es, die Ziegel zur Aufnahme auch hoher Druckspannungen heranzuziehen und in geringem Maße auch zur Aufnahme von Zugspannungen zu nutzen. Ein weiterer Faktor für die Effizienz des Tragsystems ist der flexible Einsatz von Zusatzträgern (Doppel- bzw. Mehrfachträger) oder Zusatzbewehrung (eingelegte Zusatzbewehrung bzw. eingeschobene Gitterträger auf Einfachträgern) und Aufbeton im Falle von Punktlasten (z. B. Dachlasten), Linienlasten (Wände) oder bei Deckenöffnungen (Auswechslungen).

Ziegel-Rippendecke

Rippendecke ohne vorgefertigte Träger

In die Rippen zwischen den auf eine Schalung verlegten Deckenziegel wird die Tragbewehrung und über den Deckenziegeln eine Verteilerbewehrung gelegt und mit Beton vergossen.

Rippendecke mit vorgefertigten Trägern (Ziegelträgerdecke)

Die Ziegelträger werden auf die Wände und dazwischen aufgestellten Unterstützungen aufgelegt und anschließend die Deckenziegel zwischen die Träger eingehängt. Die ergänzende Bewehrung wird gemäß den Verarbeitungsrichtlinien angebracht und die Decke mit Beton vergossen.

 

Produktbeispiele Ziegel-Rippendecken
Produktbeispiele Ziegel-Rippendecken

 

Ziegel-Balkendecke

Der Unterschied zu den Rippendecken besteht darin, dass Balkendecken nur tragende Balken ohne mitwirkende Platte haben. Deshalb ist kein Aufbeton notwendig. Es gibt auch hier wieder zwei Varianten: Die Balkendecke mit vorgespannten Ziegelträgern und die Balkendecke mit schlaff armierten Ziegelträgern oder aus Balken anderer Baustoffe.

Ziegel-Plattendecke

Die Ziegel-Plattendecke hat den höchsten Vorfertigungsgrad. Sie wird vollständig in Elementen im Werk vorgefertigt, auf der Baustelle ohne Unterstellung mittels Kran verlegt, anschließend müssen nur noch die Fugen zwischen den Elementen mit Beton vergossen werden.

Ziegel-Massivdach

Ziegeldecken in den Dachschrägen bieten einen erhöhten Schallschutz durch die Massivbauweise, eine Winddichtheit durch die massive Ziegeldeckenkonstruktion, eine optimale Wärmespeicherung und einen Feuchtigkeitsausgleich durch den hohen Ziegelanteil. Je nach Dachform und Geometrie können Ziegel-Massivdächer in Sparrenbauweise oder in Schottenbauweise realisiert werden.

 

Ziegel-Massivdächer
Ziegel-Massivdächer

 

Deckenträger

Das gängigste System der Ziegeldecken sind Rippendecken mit vorgefertigten Trägern. Die vorgefertigten Bestandteile dieser Decke, nämlich Träger und Deckenziegel sind verhältnismäßig kleinteilig und leichtgewichtig, was auch eine manuelle Verlegung der Decke ermöglicht. Besonders vorteilhaft ist die Verwendung dieser Decke auch bei Renovierungen bei geschlossenem Dach.

schlaff bewehrte Träger

Schlaff bewehrte Träger haben als Bewehrung sogenannte Stahl-Gitterträger mit Untergurten für die Aufnahme der Zugspannungen und Diagonalen zur Abdeckung der Schubspannungen.

vorgespannte Träger

Vorgespannte Träger haben für die Aufnahme der Zugspannungen eine integrierte Spannbewehrung und zur Abdeckung der Schubspannungen Stahlbügel, die beim Transport flach am Träger liegen und auf der Baustelle etwa 45° in Richtung Auflager aufgebogen werden.

Keramische Zwischenbauteile, Einhängeziegel, Deckenziegel

Deckenziegel können statisch nicht mitwirkend oder vor allem bei Decken ohne durchgehenden Aufbeton für die Aufnahme von Druckkräften statisch mitwirkend sein. Die Deckenziegel unterscheiden sich je nach Deckentype auch in ihrer Breite und Höhe.

 

Typische Querschnitte Deckenziegel
typische Querschnitte Deckenziegel Anmerkung: Diese Beispiele sind Deckenziegel aus der Produktion der österreichischen Ziegelindustrie.

 

 

Ziegeldecken
Ziegeldecken

 

 

Ziegeldecken
Ziegeldecken (Fortsetzung)

 

 

Ziegeldecken (Fortsetzung)
Ziegeldecken (Fortsetzung)

 

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