Das Bertelsmann Handlexikon von 1975 definierte den Begriff „Ziegel“ als „ein aus Lehm, Ton oder tonigen Massen geformter und gebrannter künstlicher Stein“. Im Neuen Lexikon aus demselben Verlag heißt es dreißig Jahre später: „Ziegel ist der Oberbegriff für Baustoffe aus gebranntem Ton: Mauer-Z., Dach-Z., Bodenplatten, auch Klinker.“ Kurze Einträge, die jedoch wenig darüber preisgeben, was ein Ziegel wirklich ist.
Im Jahr 1913 erschien im New York Journal zum ersten Mal der tägliche Comicstrip Krazy Kat, gezeichnet und geschrieben von George Herriman, einem 1880 in New Orleans geborenen Karikaturisten. Bis zu seinem Tod 1944 entstanden unzählige Varianten der heute noch geläufigen Geschichte: Die Katze Krazy Kat liebt Mäuserich Ignatz, der sie jedoch verachtet und ihr bei jeder Gelegenheit Ziegel an den Kopf wirft, um ihr seine Abneigung zu verdeutlichen. Krazy Kat missversteht die Attacken und deutet sie als Liebesbeweis. Eine Endlosschleife. Wir lernen daraus einiges über die Liebe – und über den Ziegel: Er ist immer und überall verfügbar, hat ein handliches Format und ein Gewicht, das ihn – schwer, aber nicht zu schwer – als Wurfgeschoss geeignet erscheinen lässt und – alle Ziegel sind gleich.
Diese grundlegenden Eigenschaften sind es, die den Ziegel seit seiner Erfindung ausmachen. Denn für das Bauwesen bedeuten sie, dass Ziegel an nahezu jedem Ort der Welt hergestellt werden können, dass man einen Ziegel mit einer Hand anheben, an den Maurerkollegen weitergeben bzw. -werfen sowie verarbeiten kann und dass der Ziegel ein kleines, genormtes Modul ist, dessen Abmessungen eine additive Bauweise erlauben.
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