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Sicherheitskonzepte

Handwerkliche Regeln

Seit Jahrtausenden wurde Mauerwerk nicht bemessen, sondern nur nach tradierten Vorgaben und handwerklichen Regeln errichtet. Beispielsweise finden sich in der Wiener Bauordnung von 1859 Angaben zu vorzusehenden Mindestabmessungen der Wände unter Berücksichtigung der Abtragung der Lasten und vertikal wirkenden Kräften sowie in Abhängigkeit von der Art der Wände und der Deckentypen.

 

Mindestabmessungen von Wänden nach Wiener Bauordnung 1859 – bei Tramdecken und Trakttiefe kleiner 6,50 m
Tabelle 6-09: Mindestabmessungen von Wänden nach Wiener Bauordnung 1859 – bei Tramdecken und Trakttiefe kleiner 6,50 m

 

Deterministisches Sicherheitskonzept

Bei der deterministischen Betrachtungsweise werden die Mittelwerte der Einwirkungen und der Widerstände, unabhängig von deren Dichteverteilungen, gegenübergestellt. Der klassische Nachweis ist die Einhaltung z. B. einer zulässigen Spannung, wie sie im Mauerwerksbau noch in der ÖNORM B 3350:1994 angeführt wurde. Die darin enthaltene Sicherheit betrug 3,33 (= 1/0,3), wobei hier bereits erstmals auch eine charakteristische Druckfestigkeit der Wand (als 5%- Fraktilwert) und ein charakteristischer Wert der Einwirkungen angeführt wird. Eine rein deterministische Betrachtung findet sich bis zur ÖNORM B 3351:1983.

 

(6-01)
Formel (6-01)

 

Semiprobabilistisches Sicherheitskonzept

Im semiprobabilistischen Sicherheitskonzept sind die Widerstände entsprechend der Wahrscheinlichkeit ihrer tatsächlichen Verteilungen angesetzt und den festgelegten Einwirkungen gegenübergestellt. Der Nachweis beruht auf dem Vergleich des Bemessungswertes der Einwirkungen (= Einwirkung vervielfacht mit einem Teilsicherheitsbeiwert für diese Einwirkung) mit dem Bemessungswert des Widerstands (= Materialwiderstand dividiert durch den Teilsicherheitsbeiwert des Materials). Die herangezogenen Werte der Einwirkungen bzw. der Widerstände sind die 5 %- bzw. 95 %-Fraktilwerte der unterstellten Dichtefunktionen. Diese Vorgangsweise entspricht den derzeit geltenden europäischen Konstruktionsnormen und ist auch im Eurocode 6 so enthalten. Die Nachweise im Mauerwerksbau basierten auf diesem Sicherheitskonzept ab der Ausgabe der ÖNORM B 3350:1999.

 

(6-02)
Formel (6-02)

 

Probabilistisches Sicherheitskonzept

Bei der probabilistischen Betrachtungsweise, die als Basis für alle semiprobabilistischen Sicherheitsüberlegungen dient, sind sowohl die Widerstände wie auch die Einwirkungen in ihren tatsächlichen Verteilungen anzunehmen. Die erforderliche Sicherheit ist durch die operative Versagenswahrscheinlichkeit vorgegeben und nachzuweisen.

 

(6-03)
Formel (6-03)

 

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